Oranssi Pazuzu – Muuntautuja

Beitragsdatum:März 2025
Autor/in:Ole
Name der Band:Oranssi Pazuzu
Albumtitel:Muuntautuja
Erscheinungsjahr:2024
Genre:Black Metal / Industrial / Experimental
Link:Bandcamp

Ab und zu – und leider viel zu selten – stolpert man über Alben, die einen komplett umhauen, da man tatsächlich Musik zu hören bekommt, von der man bis dato noch nicht mal geahnt hat, das es so etwas überhaupt geben könnte. So geschehen bei „Muuntautuja“ von ORANSSI PAZUZU. Ich hatte das große Glück diese Band vor etlichen Jahren (es war glaube ich 2010) im Oldenburger Alhambra live erleben zu dürfen, hatte sie danach aber wieder aus den Augen und Ohren verloren.

Ich war also vor dem Hören des neuen Albums in gewisserweise auf eine speziellere Art von Hörerlebnis gefasst, hatte aber wahrlich nicht mit einem solch intensiven und verstörenden Erlebnis gerechnet. Anders als bei epischen Monumentalwerken, die vielschichtig mit allerleis Instrumentarium und großen überlangen Songs aufwarten, steckt das überwältigende bei „Muuntautuja“ eher in den Intensität und der Fremdartigkeit der Musik.
Die Band läuft zwar offiziell unter Black Metal, aber es ist viel mehr als das. Schwarzmetallisch kligt es möglicherweise noch durch den harschen Gesang und durch die Fuck-Off-Attitüde mit der jegliche Genre-Grenzen gesprengt werden.

Im Kern hört man hier eine klassische Metal Combo mit eingängingen Bass-Schlagzeug-Rythmen und sägenden Gitarren-Riffs, die aber immer wieder durch brutale Industrial/Synthie-Attacken und unmenschlichem Vocals aus der antkosmischen Hölle attackiert bzw. zerstört werden. Über all dem wabern schwer zu greifende ambient/sound-Collagen und von Zeit zu Zeit verirren sich im Kontrast dazu zarte Pianoklänge in die einzelnen Songfragmente.

Das Geniale dabei ist, dasss das Ganze nicht einfach nur nach einem großen lauten Chaos-Gemisch oder aber nach verkopften Free-Jazz-meets Black-Metal-Wirr-Warr klingt, sondern es gibt sieben, klar voneinander getrennte, irgendwie strukturierete und auch nicht überlange Songs zu hören, die aber so klingen, als würden sie von einem fernen Planeten stammen.

Das ebenfalls geniale Cover-Artwork mit mit seinen nicht greifbaren, formwandlersichen Sphären und Farben visualisiert die Musik nahezu perfekt. Ähnlich wie bei einem David Lynch Film (R.I.P.) darf man nicht den Fehler begehen, im Detail nachvollziehen zu wollen, was zur Hölle das alles soll und nach klar voneinander gerennten, klassischen Songstrukturen in Refrain-Strophe-Solo-Part-Manier zu suchen.

Man muss sich der Musik voll und ganz hingeben und die verstörende und eindringliche Atmosphäre einfach zulassen, dann wird man von einem unglaublichen Hörerlebnis belohnt, das man so schnell garantiert nicht wieder vergisst.

Anspieltipps: „Bioalkemisti“ und „Voitelu“